"Arbeitnehmer sind zuallererst als Menschen anzusehen. Immerhin sind sie es, die mit ihrem Einsatz und ihrer Kompetenz den Betrieb am Laufen halten und im Endeffekt den Gewinn erwirtschaften." Eine freie Tribüne von CSV Generalsekretär Marc Spautz.
Seit mehr als einem Jahr muss sich Luxemburg mit der aus der Finanzkrise entstandenen Wirtschaftsflaute auseinandersetzen. Die Regierung hat so manches Instrument geschaffen, um diese Krise bestmöglichst abzufedern – für die Betriebe, aber vor allem für die Arbeitnehmer. So besteht z.B. die Möglichkeit des Rückgriffs auf Kurzarbeit. Weitere Maßnahmen können so genannte „Plans de maintien dans l’emploi“, bzw. Sozialpläne darstellen, auch wenn diese immer als letzte Option gelten sollten.
Es ist richtig, dass in einer marktwirtschaftlich orientierten Ökonomie darauf geachtet werden muss, dass ein Betrieb überlebt – heute und in der Zukunft. Es trifft aber nicht mein Verständnis von einer sozial ausgerichteten Marktwirtschaft, wenn Betriebe die aktuelle Wirtschaftslage als Vorwand nutzen, um erstens übertriebenen Personalabbau zu betreiben und zweitens, wenn Angestellte als reine Kostenfaktoren wahrgenommen werden.
Mein Verständnis unserer Gesellschaft beruht auf den Grundprinzipien der katholischen Soziallehre. Dazu gehört, Arbeitnehmer in erster Linie als Menschen -, und nicht als Waren, Posten oder Kostenfaktor anzusehen. Immerhin sind sie es, die mit ihrem Einsatz und ihrer Kompetenz den Betrieb am Laufen halten und im Endeffekt den Gewinn erwirtschaften. Nachhaltigkeit lautetauch hier das Stichwort. Es geht darum, Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Arbeitnehmern auch auf Betriebsebene umzusetzen. Und während dieses Prinzip auf europäischer Ebene immer mehr Anklang findet, scheint es in Luxemburg noch weitgehend unbekannt zu sein.
Dass sich soziale Verantwortung für die Betriebe rechnen kann, zeigen internationale Untersuchungen. Soziale Verantwortung spielt z.b. eine Rolle bei der Vermittlung einer Geschäftsidee, der Festlegung auf eine Identität oder auch der Anziehungskraft durch soziales Engagement. Ein Betrieb, der in der Gesellschaft durch seine Personalpolitik eine Vorbildfunktion hat, übt sowohl auf Kunden, als auch auf zukünftige Mitarbeiter eine gewisse Anziehungskraft aus. Es stärkt nicht gerade unsere Kompetitivität und Innovationskraft, dass dieses Grundprinzip in Luxemburg immer noch auf taube Ohren stösst. Für junge, engagierte, kluge Köpfe ist nämlich nicht mehr nur das Gehalt der entscheidende Faktor; auch andere Aspekte spielen eine Rolle, wenn es um die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitsplatz geht.
Richtig ist aber auch, dass viele Menschen heute keine Wahl mehr hinsichtlich eines Arbeitsplatzes haben – sie sind froh, überhaupt einen Job zu bekommen. In diesem Punkt sind vor allem die Firmenverantwortlichen gefordert: Sowohl die Erhaltung der Arbeitsplätze, als auch die Schaffung eines würdigen Berufsumfeldes müssen wieder zu Hauptanliegen der Arbeitgeber werden. Unsere Gesellschaft kann auf Dauer nicht bestehen , wenn wir es nicht schaffen, den Betrieben vor Augen zu führen, dass sie sich dieser soziale Verantwortung wieder stellen müssen.
Marc Spautz
CSV Generalsekretär
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