„Fir alles si Suen do …“
Jean Spautz macht seinem Ärger über den schleppenden Fortgang der Hochofen-Restaurierung in Belval Luft
VON NATHALIE ROVATTI
1996 gaben die damaligen CSV-Abgeordneten Jean Spautz und Marcel Glesener in einer parlamentarischen Anfrage den Denkanstoß zur Erhaltung der Hochöfen A und B als nationale Symbole in Belval. Anlässlich des Abschlusses des 30-jährigen Bestehens der „Amicale des anciens du Train VII Arbed Esch/Belval“ machte Jean Spautz, der den Feierlichkeiten als Präsident vorstand, seinem Ärger über den schleppenden Fortgang der Restaurierung Luft. Schweres Geschütz fuhr er bei dieser Gelegenheit auch gegen den „Fonds Belval“ auf, der mit der Verwirklichung der staatlichen Projekte in Belval betraut ist.
Der ehemalige Minister, Abgeordnete, Gewerkschaftsvorsitzende, Kammerpräsident und Europadeputierte Jean Spautz, der seine politische Karriere als Hüttenwerksarbeiter startete, warf dem „Fonds Belval“ vor, die praktische Umsetzung des Gesetzes vom 3. August 2010 betreffend die Restaurierung der Hochöfen A und B mutwillig und wissentlich in die Länge zu ziehen.
„Die Hochöfen in ihrer jetzigen Verfassung sind eine Schande für Belval. Inmitten der vielen neuen Gebäude ringsherum wirken sie wie ein Schrotthaufen, den es besser zu sprengen gelte. Da liegt die Vermutung nahe, dass genau das mit der Hinhaltetaktik bezweckt wird. Doch dieses Spielchen ist leicht zu durchschauen“, wetterte Jean Spautz. Die Politiker hätten ihre Pflicht mit der Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes Ende Juli getan. Am „Fonds Belval“ sei es nun, die Restaurierung unverzüglich in die Wege zu leiten, so Jean Spautz.
In den vergangenen Wochen hatte die Nachricht für Aufregung gesorgt, dass der Beginn der Restaurierung frühestens im Februar 2011 erfolgen kann. Der „Fonds Belval“ beruft sich auf Prozeduren, die eingehalten werden müssten. Als das Gesetz im Sommer gestimmt wurde, hieß es von Seiten der Politiker allerdings, die Instandsetzung müsse aus Dringlichkeitsgründen und in Anbetracht des schlechten Zustandes der Anlage bereits in diesem Herbst beginnen, „da die Öfen einen weiteren Winter nicht überstehen würden“. Derzeit wird der „Bleeder“, der 2008 vom Hochofen B genommen worden war und bis August 2010 einfach auf dem Boden neben der Anlage lag, zwar wieder montiert. Dieser Vorgang ist aber nicht Teil der eigentlichen Instandsetzung, die im Gesetz festgeschrieben ist. Die „Bleeder“-Restaurierung wurde in einer separaten Prozedur bearbeitet.
Jean Spautz ärgerte sich auch darüber, dass in den vergangenen 14 Jahren seit der parlamentarischen Anfrage – der nur wenige Monate später eine parteiübergreifende Motion zugunsten der Erhaltung der Öfen in der „Chamber“ folgte –, wenig unternommen wurde, um den Erhaltungsprozess zu beschleunigen. „Fir alles si Suen do …“, so Spautz und meinte damit, dass viel in Kulturgut investiert worden sei und „vor allem wurde alles und nichts als Kulturerbe verkauft“. Er erinnerte auch an die Krise ab den 1970er-Jahren, in der mit einer nie da gewesenen Solidaritätsbekundung im Land die Stahlindustrie saniert werden konnte: „Was wären wir heute, hätte es die Stahlindustrie nicht gegeben? Wohl immer noch ein Agrarstaat. In den Gruben und Hüttenwerken wurde der Grundstein gelegt, um Luxemburg zu einem der wohlhabendsten Länder in Europa zu machen. So wie Hochöfen allgemein als Symbole einer ‘Schmelz’ gelten, ist die Belval-Anlage das Symbol des Aufschwungs Luxemburgs. Es müsste Ehre und Pflicht zugleich sein, ihr den Platz einzuräumen, den sie in der Geschichte des Landes verdient.“ Im Saal traf er damit einen Nerv. Das Publikum, das sich zur akademischen Sitzung im Escher Rathaus eingefunden hatte, bekundete seine Zustimmung mit tosendem Applaus.
Bronzeskulptur beim Chem
Vor der akademischen Sitzung war gegenüber des historischen Flügels des „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ die Bronzeskulptur „Den Emwälzer“ als Andenken an das Jubiläum eingeweiht worden. Mit dieser Figur soll die Erinnerung an eine der schwierigsten Handhabungsphasen während des Walzens von Stahlprodukten wach gehalten werden.
Vereinspräsident Nicolas Goetzinger ging auf die 30-jährige Geschichte der „Amicale“ ein, die bereits vier Jahre nach der Schließung der Walzstraße VII gegründet wurde und seither zu einem festen Bestandteil im Escher Clubleben geworden ist. 1976 wurde der „Train VII“ für Kleinprodukte in Esch/Belval geschlossen. „Angesichts der vielen Unfallrisiken im Walzwerk hatte sich innerhalb der Belegschaft ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Diese Kameradschaft wollten wir erhalten. Zur ersten Generalversammlung fanden sich 34 ehemalige Arbeitskollegen ein. Diese Zahl stieg im Laufe der Zeit auf 130“, blickte der Vorsitzende, der auch Gründungspräsident war, zurück.
Jean Spautz, der den Organisationsvorstand der Feierlichkeiten leitete, hatte von 1947 bis 1966 im halboffenen Walzwerk VII gearbeitet. „Der Zusammenhalt untereinander war groß. Wenn es galt für eine Sache einzutreten, wurden Kräfte gebündelt, unabhängig von Partei- oder Gewerkschaftszugehörigkeit. Erfolg hängt zu 90 Prozent von der Organisation ab, das habe ich im Hüttenwerk gelernt und nie vergessen habe“, so Spautz.
Schöffe Henri Hinterscheid wies darauf hin, dass die Walzstraße VII 51 Jahre in Betrieb war, ohne dass große Investitionen getätigt worden seien. Erst in den 1950er-Jahren sei sie modernisiert worden. Dank der „Amicale“ lebe die Erinnerung an diesen wichtigen Teil des Escher Hüttenwerks weiter, das einst die Lebensader der Stadt war. Zu wissen wo seine Wurzeln sind, sei wichtig, um zu wissen, wo man hinsteuern wolle, so Hinterscheid.
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