VON NATHALIE ROVATTI – Luxemburger Wort Nr.97 – 24. April 2012 Seite 20
Heute wird im Parlament über das dritte Teilstück der sogenannten „Liaison Micheville“, der Hauptverkehrsader durch Belval, abgestimmt. Die Entwicklung und Besiedlung der ehemaligen Industriebrache schreiten derzeit rasant voran, was mit sich bringt, dass die Fertigstellung dieser Hauptstraße, die das Gelände mit Frankreich verbindet, zu einer absoluten Notwendigkeit geworden ist, die keinen Aufschub mehr duldet.
Berichterstatter des Gesetzesentwurfes 6395 über den Bau der „Liaison Micheville“ zwischen der Nationalstraße 31 und der Autobahn A 4 ist der CSV-Abgeordnete Marc Spautz.
„Wer mit einem Fahrzeug in Richtung Belval unterwegs ist, stellt schnell fest, dass sowohl die Straßen als auch die Verkehrsführung zu und auf dem Gelände oftmals chaotisch verläuft. Das wird mit der Fertigstellung der ,Liaison Micheville‘ ein Ende haben“, so Marc Spautz im Gespräch mit dem LW.
Der Kostenpunkt für den dritten Teil der „Liaison Micheville“, die die französische Umgehungsstraße von Audun-le-Tiche mit der A 4 verbinden wird, beläuft sich auf 138 Millionen Euro. Er umfasst den Bau eines zusätzlichen 1 650 Meter langen Straßenabschnittes zwischen der N 31 und der A 4 im Norden der Cité Raemerich, den Bau eines Autobahnkreuzes und eines Kreisverkehrs in Höhe der Ehleringer Schlackenhalde sowie dessen Anbindung an den Kreisverkehr Raemerich, die Errichtung einer Brücke unter dem Verteilerkreis Ehleringen und des Weiteren auch die Behandlung und den Abtransport von Boden, der mit Rückständen aus der Schwerindustrie belastet ist, in Richtung Deutschland, wo er in einer Giftmülldeponie fachgerecht entsorgt wird.
Zufahrt nach Belval vereinfachen und Esch/Alzette entlasten
„Die Verbindung zwischen Esch/Alzette und dem französischen Micheville zielt darauf ab, die Zufahrt nach Belval zu vereinfachen, indem die Fahrzeuge die Unterführung zwischen den Hauptachsen nutzen. Auf diese Weise werden die Straßen rund um Esch/Alzette maßgeblich entlastet“, erklärt Marc Spautz.
Dass die Abstimmung über das letzte Teilstück der „Liaison“ zu diesem Zeitpunkt stattfindet, ist laut Raymond Bonaria, dem verantwortlichen Bauleiter seitens der Straßenbauverwaltung, kein Zufall. „600 der 735 Meter des Tunnels sind bereits fertiggestellt. In den kommenden Wochen werden wir damit beginnen, die Straßen im Innern der Unterführung zu ziehen. Diese Arbeiten sind noch Teil des zweiten ,Micheville‘-Gesetzes. Anschließend muss der Tunnel, der 2014 mit der Eröffnung der Universität provisorisch in Betrieb gehen soll, aber mit den Sicherheitsapparaturen ausgestattet werden und deren Finanzierung wird im dritten Gesetz geregelt“, weiß Raymond Bonaria. Wann die „Liaison Micheville“ endgültig und in vollem Umfang ihrer Bestimmung übergeben werden kann, hängt auch von der französischen Seite ab, wo ebenfalls Straßeninfrastrukturarbeiten durchgeführt und eine Umgehungsstraße gebaut werden müssen.
Auf der anderen Seite der Grenze war es aber zuletzt zu einem Stillstand gekommen. „Damit scheint es nun aber vorbei. Wie uns mitgeteilt wurde, sollen die Arbeiten in Villerupt und Audun in absehbarer Zeit anlaufen. Sie sind bereits ausgeschrieben und stehen vor dem Zuschlag“, freut sich Raymond Bonaria.
Das dritte Gesetz sieht auch den Abriss des Eisenbahnwalls und der alten Brücke, unweit der Zufahrt entlang den Weihern vor. Sind diese erstmal verschwunden, werde sich der Standort auch in Richtung Universitätsgebäude öffnen, meint Raymond Bonaria. Die „bunte“ Brücke über die N 31 in Richtung Beles bzw. Verteilerkreis Raemerich wird ebenfalls mittelfristig verschwinden und durch einen Viadukt ersetzt werden. Diese Arbeiten werden voraussichtlich aber erst im kommenden Jahr in Angriff genommen, da zuvor die Hochspannungsmasten abmontiert und die Leitungen unterirdisch verlegt werden müssen. Raymond Bonaria gibt sich vorsichtig, wann die „Liaison Micheville“ endgültig abgeschlossen sein wird, meint aber, 2016-2017 sei ein durchaus realistischer Zeitpunkt für ihre Fertigstellung. Das dritte Gesetz der „Liaison Micheville“ befasst sich aber nicht nur mit dem Bau der Straßeninfrastruktur. Auch die fachgerechte Entsorgung von mit Blei, Arsen und Zink belasteten Hochofenschlämmen, die seit den 1950er-Jahren auf dem sogenannten „Plateau St-Esprit“ in Belval aufgeschüttet wurden, sowie des Erdreiches der in Belval ausgehobenen Baugruben ist Teil dieses Gesetzes.
„Das Problem von belasteten Böden tritt fast immer bei der Sanierung früherer Industriestandorte auf und ist leider sehr kostspielig“, bedauert Marc Spautz. Um eine nationale Lösung bestrebt, war im vergangenen Jahr ein neues Verfahren getestet worden. 22 000 Kubikmeter Boden waren, nach entsprechender Aufbereitung, entlang der Escher Autobahn, gegenüber dem „Lycée technique“ in Höhe von „Sudcal“ in einem mit Spritzbeton und Dichtungsbahnen ausgekleideten Loch vergraben worden.
Raymond Bonaria, verantwortlich für den Versuch, erklärt, warum diese Lösung für die noch zu entsorgenden 180 000 Kubikmeter nicht zurückbehalten wurde: „Es ist nicht in erster Linie der Kostenpunkt, der uns veranlasst, den Boden im Ausland behandeln zu lassen, denn beide Verfahren sind in etwa gleich teuer. Wenn der Boden allerdings ins Ausland gebracht wird, wird er einerseits auf einer zugelassenen Giftmülldeponie aufbereitet, die auf derartige Substanzen spezialisiert ist und zudem benötigen wir dafür kein Kommodo-Verfahren, wie es hierzulande mit Sicherheit der Fall wäre“, so der Verantwortliche.
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