Fraktionspräsident Marc Spautz über beschäftigungspolitische Fragen
Fraktionspräsident Marc Spautz über beschäftigungspolitische Fragen
Seit mehreren Jahren steigt die Arbeitslosenquote in Luxemburg kontinuierlich an. Bis heute konnte dies, trotz vieler kostenintensiver Maßnahmen von Seiten des Staates, und, r allem des Arbeitsministeriums nicht verhindert werden. Speziell für Jugendliche, die erst in unserer Arbeitsgesellschaft Fuß fassen müssen, ist dies nur sehr schwer nachvollziehbar. Seit ihrer Schulzeit werden sie darauf hin erzogen, dass die Arbeit/der Beruf ihren Stellenwert in unserer Gesellschaft definiert. Und nun ist es genau diese Gesellschaft, die ihnen den Zugang dazu verwehrt, weil wegen der Wirtschaftskrise und dem Wandel von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft, die Vollbeschäftigung nicht mehr garantiert werden kann.
Arbeitslosigkeit wird für immer mehr Jugendliche Bestandteil ihrer Bewerbungsbiographie sein – zumindest zeitweise - und aller Wahrscheinlichkeit nach, werden wir uns alle dieser Tatsache stellen müssen. Die Herausforderung liegt nun darin, Wege und Lösungen zu finden, die es den Jugendlichen trotz dieser Widrigkeiten erlauben, ihren Lebensweg zu finden und zu gehen.
Lösungsansätze sind also nicht nur alleine in immer neuen Beschäftigungsmaßnahmen zu suchen, sondern auch darin, dass den Jugendlichen geholfen wird, ihnen einerseits jenes Rüstzeug zu geben, das hilft Misserfolge zu verarbeiten und andererseits die zahlreich bestehenden Initiativen aller privaten und staatlichen Organisationen und Institutionen zu bündeln. Und um nicht falsch verstanden zu werden: Eine gute und solide Schul- und Berufsausbildung ist noch immer ein Garant für die berufliche Integration auf dem Arbeitsmarkt - aber leider reicht dies nicht.
Ein vielversprechender Ansatz ...
... könnte die neu geschaffene „Maison de l’Orientation“ sein, die versucht bestehende staatliche Beratungsstellen zumindest räumlich zusammenzuführen. Ziel müsste es sein, den Jugendlichen – aber nicht nur ihnen – die existierenden Orientierungsdefizite bei der Verwirklichung ihres Berufswunsches aus dem Weg zu räumen. Dies gilt insbesondere für so genannte benachteiligte Jugendliche, die nicht auf Elternhäuser zurückgreifen können, die sie bei der Berufsfindung unterstützen können, sei es, weil sie den Sprachen unseres Landes nicht mächtig sind, sei es, weil sie das luxemburgische Schul- und Ausbildungssystem nicht kennen. Dieser Hilfslosigkeit von Eltern und ihren Kindern muss sowohl die Schule wie auch die Berufsberatung entgegenwirken.
Die bestehenden Beschäftigungs- und Überbrückungsprogramme haben ohne Zweifel ihre Berechtigung, sind jedoch kein Allheilmittel: So muss unbedingt verhindert werden, dass diese zu reinen Warteschleifen werden. Und es muss darauf geachtet werden, dass durch eine Qualifizierung der Jugendlichen in diesen Maßnahmen ein Mehrwert für sie entsteht. Vorrausetzung dafür ist allerdings eine Bestandsaufnahme aller bestehenden Maßnahmen – unabhängig davon, ob sie von Seiten des Staates oder der Privatinitiative angeboten werden. Es müsste doch möglich sein, in einer einzigen Struktur all jene Informationen zu sammeln und all jene Institutionen zu vereinigen, die nötig und notwendig sind, um eine der Zeit angepasste Beratung zu ermöglichen.
Grundvoraussetzung dafür, dass dieses Projekt im Interesse unserer Jugendlichen und auch in unser aller Interesse gelingt, ist, dass die heute noch verschiedenen Ministerien unterstehenden Institutionen zusammenarbeiten und sich einer national definierten Beratungsstrategie verpflichtet fühlen. Nur wenn die Schule über die Berufsberatung bis hin zu den für den Arbeitsmarkt zuständigen Ministerien (Arbeits-, Mittelstands-, Erziehungs- und Wirtschaftsministerium) Hand in Hand arbeiten, werden wir trotz Wirtschaftskrise und nicht mehr bestehender Vollbeschäftigung es unserer Jugend ermöglichen können, ihren Lebens- und Berufsweg zu finden.
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