D’Erausfuerderungen upaken – eng Fräi Tribüne vum CSV-Parteipräsident Marc Spautz

Léif Nolauschterinnen a Nolauschterer,

Virdeescht dat Wichtegst. Am Numm vun der CSV an och perséinlech wënschen ech Iech, Ärer Famill a Frënn all Guddes fir 2015. An ech wënschen Iech besonnesch dat Wichtegst ouni dat Alles aneschters näischt bedeit: Eng gutt Gesondheet fir d’Joer 2015.

Dës Emissioun ass d’Geleeënheet fir e Réckbléck a besonnesch d’Geleeënheet fir en Ausbléck.

2014, dat sinn d’Europawahlen vum 25. Mee, déi d’CSV däitlech gewonn huet mat engem kloere Programm a mat engem Kompetenzteam. Mam Jean-Claude Juncker ass den 1. November en iwwerzeegten Europäer a lëtzebuerger Staatsmann President vun der Europäescher Kommissioun ginn.

2014 war awer besonnesch d’Joer, wou sech d’CSV als responsabel a konstruktiv Oppositiounspartei établéiert huet. Dat ass eis séier gelong, sécher ze séier fir d’Majoritéitsparteien, déi sech net serieux mat de Virschléi vun der CSV ausernee setzen. Debatten am Cadre vun der Budgetsdiskussioun am Dezember hunn dat gewissen.

Fir d’Regierung an di dräi Parteien, déi d’Majoritéit forméieren, war 2014 kee gutt Joer. Hir Aarbecht war handwierklech net gutt. Et war vill Stéckwierk, wou di eenzel Elementer net zesumme passen.

Et bleift ze hoffen, datt et 2015 besser gëtt. D’Erausfuerderungen si grouss a mussen ugepaakt ginn. Ech wëll op dräi agoen :

Éischtens: D’Bekämpfung vum Chômage. Am November 2014 hunn iwwer 18.000 Persounen eng Schaff gesicht, iwwer 5.000 Persoune sinn an enger Beschäftegungs- oder Formatiounsmesure. Mir mussen handelen a virun allem d’Regierung an de Beschäftegungsminister. Den Hiewel muss op enger Rei Plazen ugesat ginn: Beim Jugendchômage awer besonnesch och bei der Bekämpfung vum Chômage vun den Eeleren a beim Phänomen vum Laangzäitchômage. Fir de Chômage an de Grëff ze kreien brauche mir eng Politik aus engem Goss.

Zweetens : D’Bildung. Hei zielt et, fir nom Chaos vun de leschte Wochen onbedéngt erëm Rou an d’Schoulen ze bréngen. An da muss och kloer gemaach ginn, wéi di, vun der Regierung ugeduechten, zweesproocheg Betreiung an de Crèchen a Maisons relais soll ausgesinn. Wou ass d’Personal, dat si assuréiert ? Wat ass dat pädagogescht Konzept a wéi gëtt d’Bréck gebaut mat der Grondschoul ?

Grad an de Schoule brauche mir kee Chaos a keng Konflikter mais Stabilitéit. Mir brauchen eng Schoulpolitik, déi sech am Dialog mat allen Akteuren, op dat Zentraalt konzentréiert, nämlech di Jonk op hir Zukunft virzebereeden.

Drëttens : Eng duerchduecht Wirtschaftspolitik. D’CSV huet hei eng Rei vun Iddien presentéiert. Eis besonnesch Opmierksamkeet muss dem Mëttelstand gëllen. Wëll de Mëttelstand ass a bleift d’Réckgrat vun eiser Economie. Hien schaaft laafend Aarbechtsplazen an assuréiert d’Formatioun vu ville Jonken.

Et bleiwt ze hoffen, datt 2015 dës an och aner Erausfuerderunge konsequent a mat Courage ugepaakt ginn. Datt d’Regierung an d’Majoritéitsparteie net weider probéiere, mam Kapp duerch d’Wand ze goen, mais e fairen Dialog mat allen Akteuren an och mat der Oppositioun sichen.

D’Erausfuerderunge si grouss, an am Sënn grad vun eise Jonken, musse mir si 2015 zesummen upaaken.

Ech soen ech Merci fir Är Opmierksamkeet.

 

Drei Fragen an CSV-Parteipräsident Marc Spautz

2014 war ein politisch aufreibendes Jahr. Was war für Sie der eigentliche politische Höhepunkt?

Nun da waren die gewonnen Europawahlen und der interne Reformprozess bei der CSV als positive Punkte. Ein Höhepunkt im Negativen war die von der Regierung angekündigte tota­le Wende in der bisherigen in Luxemburg breit getragenen und auf Ausgleich setzenden Fami­lienpolitik. Blau-Rot-Grün hat hier einen ideo­logischen Wandel angekündigt und vollzogen, der den Familien im Land eigentlich die freie Wahl nimmt, wie sie ihr Leben organisieren. Gefördert werden diejenigen, die ins Konzept passen.

Was hätten Sie mit Ihrer Partei konkret anders gemacht. Nennen Sie uns einen Hauptpunkt?

In der Familienpolitik hätten wir die freie Wahl verteidigt. Natürlich müs­sen Anpassungen und Reformen erdacht und durchgesetzt werden. Aber nicht, wie in diesem Fall, auf Kosten bestimmter, meist sozial schwacher Familien. Familienpolitik muss auch breiter gesehen werden. Bei Refor­men hätten wir ein Gesamtkonzept aus steuerpolitischen, wohnungs­baupolitischen und reinen familienpolitischen Maßnahmen gestrickt.

2015 steht vor der Tür. Welches ist Ihrer Meinung nach auf politi­scher Ebene die Hauptherausforderung fürs neue Jahr?

Die Arbeitslosigkeit, besonders bei den Jugendlichen, bleibt eine zentrale Herausforderung. Um neue Jobperspektiven bieten zu können, muss in Zukunft vor allem auf die konsequente Förderung der Klein- und Mittel­betriebe gesetzt werden. Das ist für unsere Partei ein wichtiger Ansatz­punkt. Dort Wirtschaft unterstützen, wo Arbeitsplätze mit längerfristigen Perspektiven entstehen, das ist ein wesentlicher Teil intelligenter Stand­ortpolitik, wie wir sie sehen.

Standortpolitik ist Sozialpolitik

Gesunde Unternehmen, vor allem Klein- und Mittelbetriebe, sind das Rückgrat der Wirtschaft. Sie zu fördern, ist nicht zuletzt auch ein wesentlicher Ansatz erfolgreicher Beschäftigungspolitik. Die CSV tritt  deshalb mit Nachdruck dafür ein, dass Reformen im Sinne von mehr Kompetitivität und damit auch von mehr Jobs möglichst rasch angegangen werden. Für uns sind Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik zwei Seiten ein und derselben Medaille. Standortpolitik ist für uns auch Sozialpolitik.

Wir sind nachhaltig der Meinung, dass derjenige, der verantwortliche Standortpolitik betreibt, damit auch den Grundstein für eine gute Sozialpolitik und den richtigen Ausgleich legt. Unverantwortliche Standortpolitik ist sozial riskant und gefährlich.

Wie bereits erwähnt, sind es vor allem die zahlreichen mittelständischen Unternehmen, auf die eine verantwortliche Standortpolitik bauen soll und bauen soll. Die Arbeitsplätze, die dort geschaffen werden, haben in ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung meist längerfristig Bestand. Das muss man in Betracht ziehen und unnötige vor allem administrative Hürden abbauen, die Unternehmen oft die Kraft rauben, die sie brauchen.

Damit die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Förderung des Mittelstandes überhaupt gesetzt werden können, muss das Miteinander von Sozialpartnern funktionieren. Das heißt, wir brauchen echten Sozialdialog. Wir brauchen die Einbindung in die Verantwortung aller drei Partner. Das hat in Luxemburg Tradition. Das hat mehrfach dazu geführt, dass in schwierigen Zeiten richtige und wichtige Entscheidungen im Sinne des Landes herbeigeführt werden konnten. Wir stehen zu dieser Art des Dialogs und zu einer verantwortlichen Standortpolitik, die nicht ausschließlich auf Nischen fußt, sondern vor allem auf Kompetenzen und nachhaltiger wirtschaftlicher Aktivität.

Marc Spautz
Parteipräsident und Abgeordneter

Méi Bäiträg am CSV-Profil vun dëser Woch:

Sozial selektiv

Spätestens seit der Vorstellung des „Zukunftspak“, der in Wirklichkeit ein „Bezuelpak“ ist, besteht kein Zweifel mehr daran: Vom Anspruch von Rot, Blau und Grün, sozial selektiv vorzugehen, ist definitiv nichts mehr übrig.

Es ist alles andere als sozial selektiv, wenn die Erziehungszulage abgeschafft werden soll. Schließlich sind besonders auch Alleinerziehende und Haushalte mit zwei berufstätigen Elternteilen auf diese Hilfe angewiesen, sofern sie unter einer bestimmten Einkommensgrenze liegen.

Es ist alles andere als sozial selektiv, wenn die Höhe des Kindergeldes vereinheitlicht und die Anzahl der Kinder in einer Familie keine Rolle mehr spielen soll. Dabei liegt es auf der Hand, dass die Zahl der Kinder, die Wohn- und Transportkosten einer Familie stark beeinflusst.

Sozial selektiv handeln bedeutet, sozial- und familienpolitische Leistungen gezielter zu gestalten. Dadurch etwa, dass die Einkommensverhältnisse der Haushalte stärker berücksichtigt werden.

Sozial selektiv handeln bedeutet, die Familienpolitik mit anderen Politikbereichen wie etwa der Steuerpolitik zu kombinieren. Die Reform der Familienzulagen und die Steuerreform müssen parallel erfolgen.

Sozial selektiv handeln bedeutet, auf dem von der vorherigen Regierung eingeschlagenen Weg fortzufahren und verstärkt auf Sachleistungen umzuschwenken. So könnte die „Prime de rentrée scolaire“ in Sachleistungen für Schulmaterial umgewandelt werden.

Familienpolitik sozial selektiv auszurichten, das erfordert Mut und vor allem auch die Fähigkeit, in Zusammenhängen zu denken und auf komplexe Sachverhalte (beispielsweise die Grenzgängersituation) differenzierte Antworten zu liefern. Die Regierung ist davon weit entfernt.

Marc Spautz
Parteipräsident und Abgeordneter

Funktionierender und fairer Sozialdialog

Das A und O der sozialen Stabilität und des wirtschaftlichen Erfolgs in Luxemburg sind ein funktionierender Sozialdialog.

Nur gemeinsam können Arbeitgeber, Arbeitnehmer und politisch Verantwortliche die großen Probleme lösen. Die Reduzierung der Arbeitslosigkeit, die langfristige Sicherung der sozialen Leistungen und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sind Ziele, die ausschließlich in Dialog und Konzertation erreicht werden können. Die Bedeutung von Sozialdialog und Verhandlungen, bei denen es hart zur Sache gehen kann, wo aber am Ende ein tragfähiger Kompromiss steht, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Umso mehr, wenn im internationalen Kontext der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung weiter auf sich warten lässt.

Daher kann die Regierung nicht auf das Verständnis der CSV zählen, wenn sie den Sozialdialog sträflich vernachlässigt, wie beim sogenannten „Zukunftspak“. Die Sozialpartner wurden zwar kurz vor der öffentlichen Präsentation eingeladen, aber eben nur, um informiert zu werden. Sie wurden nicht konsultiert und um eine konstruktive Mitarbeit gebeten.

Die Regierung liegt falsch, wenn sie sich gegenüber den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften taub stellt und  sich deren Erfahrungen und Vorschlägen verschließt. So sollte die Regierung zum Beispiel auf die Einwände (von Gewerkschaften wie von Arbeitgeberverbänden) bezüglich der geplanten Mehrwertsteuer-Anhebung beim Bau von Zweitwohnungen eingehen. Diese Maßnahme riskiert zur Investitionsbremse zu werden und die Lage am Mietwohnungsmarkt noch weiter zu verschärfen.

Die Regierung und mit ihr die Mehrheitsparteien haben sich offensichtlich für eine dirigistische Herangehensweise entschieden; für eine Option, die im krassen Widerspruch zu den Prinzipien von Dialog und Transparenz steht, mit denen sie vor rund einem Jahr angetreten sind.

Die Degradierung der Sozialpartner zu reinen Informationsempfängern wie beim „Zukunftspak“ schwächt das Luxemburger Sozialmodell. Die CSV wird sich diesem Erosionsprozess (von Majoritätsseite bewusst oder unbewusst herbeigeführt?) mit aller Kraft widersetzen. Die CSV ist und bleibt überzeugt, dass die aktuellen und künftigen Herausforderungen nur auf der Grundlage eines funktionierenden und fairen Sozialdialogs zu lösen sind.

Marc Spautz
Parteipräsident und Abgeordneter

Gezielte Arbeitsmarktpolitik statt Arbeitslosigkeit verwalten

Die Zahl der Arbeitslosen ist im vergangenen Jahr weiter um 5,2 Prozent gestiegen. 17 953 Personen waren zum 30. September 2014 bei der Adem als arbeitssuchend gemeldet. Ebenso ist die Zahl der Arbeitssuchenden, die in zeitlich befristeten Beschäftigungsmaßnahmen sind, gegenüber dem Vorjahr um 11,9 Prozent gestiegen.

Obwohl die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Koalitionsabkommen als eine der Hauptprioritäten angeführt wird, ist ein entsprechendes Konzept in der Regierungsarbeit von Rot, Blau und Grün nicht auszumachen.

Nun beabsichtigt die Regierung aber, den Sparstift besonders auch im Beschäftigungsressort anzusetzen. So sind u. a. Anpassungen bei den Wiederbeschäftigungshilfen vorgesehen. Zweifellos muss Missbrauch im Zusammenhang mit diesen Hilfen resolut bekämpft werden. Doch hier riskiert das Kind mit dem Bade ausgeschüttet zu werden und älteren Beschäftigungssuchenden sowie Langzeitarbeitslosen die Wiedereingliederung in das Berufsleben erschwert, wenn nicht gar verbaut zu werden.

Respekt vor Lebensleistung

Eine differenziertere Herangehensweise wäre angebracht gewesen – ebenso wie der Dialog mit den Sozialpartnern, die die Realitäten auf dem Arbeitsmarkt und in den Betrieben kennen. Man kann nicht alles über einen Kamm scheren. Das Lebensalter und die Beschäftigungsjahre müssten stärker berücksichtigt werden. Hier geht es besonders auch um Respekt vor der Lebensleistung von Menschen, die oft auf ein langes und produktives Berufsleben zurückblicken, ehe sie arbeitslos wurden.

Auch in puncto Jugendarbeitslosigkeit wirken die Regierung und der zuständige Minister ratlos. Die bedeutendste Maßnahme im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit ist die Jugendgarantie, aber diese geht auf eine europäische Initiative zurück, was der Arbeitsminister gerne zu erwähnen vergisst.

Insgesamt ist die dringend benötigte Zusammenarbeit und Konzertation zwischen Arbeits-, Bildungs- und Wirtschaftsminister nicht erkennbar. Und auch hier, wo sich unterschiedliche Politikbereiche überschneiden und ineinander greifen, wird viel zu wenig, wenn überhaupt, auf die Erfahrung und die Vorschläge der Sozialpartner zurückgegriffen. Die Sozialpartner setzen sich z. B. für die Stärkung des dualen Systems ein, d. h. der praktischen Ausbildung im Betrieb gekoppelt an die Vermittlung von theoretischem Grundwissen in der Schule. Zu den Ländern, denen es am besten gelingt, die Jugendarbeitslosigkeit auf einem möglichst geringen Niveau zu halten, gehören die Länder, die resolut auf ein duales Berufsbildungssystem setzen.

Ein anderer Ansatz, der in die gleiche Richtung zielt, wäre die Wiederbelebung der „Léierbuden“. Hier wäre die Ausarbeitung eines Konzeptes, gemeinsam mit den Sozialpartnern und den in Frage kommenden privaten und öffentlichen Unternehmen, ein vielversprechender neuer Pfad zur Qualifikation und beruflichen Wiedereingliederung von Jugendlichen.

Um die Arbeitslosigkeit erfolgreich zu bekämpfen, müssen zwei zentrale Ansätze konzentriert verfolgt werden. Erstens muss Beschäftigung unser aller gemeinsames Anliegen sein. Um die Arbeitslosigkeit dauerhaft auf ein möglichst geringes Niveau zurückzuschrauben, braucht es einen Beschäftigungspakt, ein breites Bündnis von Sozialpartnern, Zivilgesellschaft und Politik, die eine resultatsorientierte Gesamtstrategie verfolgen.

Besonders die politisch Verantwortlichen sind in der Pflicht. Wirtschafts-, Schul- und Beschäftigungspolitik müssen laufend aufeinander abgestimmt werden, um zu einem effizienten Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu gelangen. Leider funktioniert diese Abstimmung zurzeit nur ungenügend.

Zweitens muss der Akzent darauf gelegt werden, Arbeit zu finanzieren und nicht Arbeitslosigkeit. Statt sich damit zu begnügen, ein stetig wachsendes Heer von Arbeitslosen zu verwalten, wird eine aktive Arbeitsmarktpolitik benötigt, die mit gezielten und zugeschnittenen Maßnahmen die Beschäftigungssuchenden in dauerhafte und feste Arbeitsverhältnisse bringt.

Marc Spautz
Abgeordneter und CSV-Parteipräsident

Source: Luxemburger Wort vom Mittwoch, 19. November 2014

Familienpolitik: Sich wieder auf das Grundsätzliche besinnen

Die radikalen und sozial unausgewogenen Massnahmen der Dreierkoalition haben die Familienpolitik in den Mittelpunkt der politischen Diskussion gerückt. Durch das ungeschickte Gebaren der Regierung und eine Intransparenz, die bei vielen Bürgern das Gefühl geweckt hat, dass ihnen ihre eigene Regierung nicht traut, wurde viel Porzellan zerschlagen und sind die Emotionen hochgekocht.

Blau, Grün und Rot, anstatt zusammenzuführen, haben auseinander getrieben. Die Regierung hat Gräben aufgeworfen und leichtfertig den Spaltzpilz in unsere Gesellschaft getragen, dadurch dass sie zwischen unterschiedlichen Familienmodellen nicht auf den fairen Ausgleich achtet, sondern sie schroff gegeneinander stellt.

Es gilt nun, Ruhe und Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen und sich wieder auf Grundsätzliches zu besinnen.

Um was geht es im Kern in der Familienpolitik?

Zuerst einmal geht es um das Wichtigste: Das Wohl jedes einzelnen Kindes. Die Kinder stehen im Mittelpunkt. Familienpolitik ist gefordert, sich um Rahmenbedingungen zu bemühen, in der sich jedes Kind optimal entfalten und sein individuelles Potential entwickeln kann. Es gibt kein Einheitsmodell mit dem dieses Ziel erreicht werden kann. Es braucht eine differenzierte politische Herangehensweise, die der Vielfalt der Familienformen in unserer Gesellschaft entspricht.

Ein zweiter wichtiger Aspekt der Familienpolitik leitet sich direkt aus dem ersten Punkt ab und besteht darin, die Autonomie der Familien im Rahmen des Machbaren und Vertretbaren zu unterstützen. Die Familien sind frei und nicht am Gängelband der Politik. Es ist an keinem politischen Akteur, die Familienpolitik quasi als Lenkungsinstrument zu nutzen, um ein bestimmtes Familienmodell durchzusetzen. Familien entscheiden selbst und der Staat begleitet sie bei ihrer Entscheidung. Das ist und bleibt eine Grundüberzeugung der CSV und das unterscheidet die CSV fundamental von Rot, Blau und Grün.

Schliesslich ist es eine dritte wichtige Aufgabe der Familienpolitik, sozial schwächere Familien und Kinder in prekären Verhältnissen besonders zu unterstützen durch wirksame Transferleistungen, gezielte soziale Dienstleistungen, einen verbesserten Zugang zu Betreuungsstrukturen sowie berufliche Eingliederungsmassnahmen. Besonders (aber nicht ausschliesslich) Alleinerziehende sind auf eine individuelle und massgeschneiderte Unterstützung angewiesen.

Das sind drei wichtige Zielsetzungen der Familienpolitik, die wir nicht aus dem Blick verlieren dürfen. Es sind Ziele, die mit Ruhe und Sachlichkeit angepeilt werden müssen, ebenso wie mit Fingerspitzengefühl und Beharrlichkeit.

Mit ihrer Geheimniskrämerei, die jede konstruktive Diskussion verhinderte, ihrer Hektik und Radikalität hat die Regierung das genaue Gegenteil bewirkt.

Viele Familien sind verunsichert. Sie sehen, dass die Regierung unverfroren den Sparstift bei ihnen ansetzt als dem vermeindlich schwachen Glied. Von den Ansprüchen mit denen Rot, Blau und Grün angetreten sind, sozial selektiv vorzugehen, den breiten Schultern mehr zuzumuten und zuerst bei sich selbst zu sparen, ist definitif nichts mehr übrig.

Marc Spautz
Abgeordneter und CSV-Parteipräsident

Anspruch und Wirklichkeit

Politiker sollte man unter anderem daran messen, wie es mit der Kohärenz zwischen Worten und Taten steht. Wenn große Ankündigungen in der Praxis verpuffen, oder der eigentliche Hintergrund bestimmter Maßnahmen verschwiegen oder nur vage angedeutet wird, verlieren die Wähler rasch das Vertrauen. Da helfen dann auch die besten Kommunikationstricks nichts, um Vertrauen zu schaffen und sozusagen an der Basis zu überzeugen. Blau-Rot-Grün hat vor diesem Hintergrund nach nur knapp einem Jahr viel verspielt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Nur drei Beispiele…

Erstens: Ein groß angekündigtes und als Zukunftsprogramm beschriebenes Sparpaket entpuppt sich bei der Vorstellung durch den Premier im Parlament als familienpolitischer Hammer. Das bewährte und über Jahre in der Politik mit großer Mehrheit getragene luxemburgische System wird aus rein ideologischen Ursachen auf den Kopf gestellt. Es soll zum Eingriff in die Wahlfreiheit der Familien nach Selbstbestimmung kommen. Der Staat gibt durch seine Förderpolitik ein bestimmtes Modell vor, das der berufstätigen Mutter. Das skandinavische Modell soll es richten. Was genau man darunter versteht, wird nicht gesagt. Auch nicht, warum man vom dualen Modell und der freien Wahl samt finanzieller Hilfe, dort wo sie gebraucht wird, Abstand nimmt.

Zweitens: Zumindest eine der drei Koalitionsparteien, nämlich die Liberalen, wurde über Jahre nicht müde, bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen zusätzliche finanzielle Belastungen via Steuern und Abgaben zu wettern. Nun soll eine Zusatzsteuer zur Kinderbetreuung kommen. Eine fiskalische Mehrbelastung von O,5 Prozent steht in totalem Widerspruch zu dem, was von liberaler Seite auch noch im Wahlkampf 2013 versprochen und angemahnt wurde. Hier klafft eine erhebliche Lücke zwischen politischem Anspruch vor und konkretem Handeln nach der Wahl. Auch das fördert nicht unbedingt das Vertrauen.

Drittens: Der Sozialdialog sollte, so die Regierung Bettel beim Antritt, neu belebt werden. Schon vorher im Wahlkampf wurde für eine neue Dimension des Miteinanders mit den Sozialpartnern geworben. Das mit tatkräftiger Unterstützung mindestens einer Gewerkschaft (OGBL-Chef Reding rief damals auf, gegen die CSV zu stimmen). Heute sieht die Welt ganz anders aus. Der Sozialdialog im Vorfeld des so genannten „Zukunftspakets“ beschränkte sich in der heißen Phase auf ein kurzes Informationsmeeting mit dem Regierungschef und seinen Hauptministern. Informieren statt dialogieren. Das ist die angekündigte Neubelebung des Sozialdialogs.

Drei Beispiele, die belegen, dass Anspruch und Wirklichkeit im politischen Luxemburg eine völlig neue Dimension bekommen haben. Das ist das wirkliche gestalterische Novum der Dreierkoalition. Geht das so weiter, dürfte es noch spannend werden. Etwa dann, wenn die große Steuerreform kommen soll. Diese wurde übrigens schon aufgeschoben. Auch das war anders vorgesehen.

Marc Spautz
Abgeordneter und CSV-Parteipräsident

Bäitrag: “Zu Gast”, Lëtzebuerger Land

Drei Fragen an Marc Spautz, Parteipräsident und Abgeordneter

Herr Spautz, Sie haben im Parlament von einer heftigen familienpolitischen Attacke gesprochen. Eine scharfe Kritik.

Das ist nur normal. Immerhin will der Staat künftig Familien bevormunden und ihnen sagen, wie sie ihr Leben organisieren sollen. Das ist ein klarer Bruch mitdem, wie es bis dato war. Dieser Bruch hat einen klaren ideologischen Hintergrund. Alex Bodry ließ die Katze aus dem Sack, als er im Parlament das skandinavische Modell als Maß aller Dinge hervorstrich. Nicht die Familien sollen künftig entscheiden, sondern der Staat. Das ist eine klare Ansage.

Also doch ein ideologischer Wandel?

Aber sicher. Unter dem Vorwand, sparen zu müssen, wird mit dem bewährten und breit akzeptierten Modell gebrochen, das den Menschen die Freiheit lässt, in Fragen wie Kinderbetreuung und Familienorganisation für sich selbst zu entscheiden, wie man leben möchte. Bis dato gab es in der Familienpolitik kein staatliches Diktat. Das soll sich ändern. Für unsere Partei ist das nicht tragbar.

Die CSV ist also kategorisch gegen diesen Paradigmenwechsel?

Natürlich. Hinzu kommt, dass die angekündigte „neue“ Familienpolitik eine Unmenge an Fragen aufwirft, die in der Bettel-Erklärung unbeantwortet geblieben sind. Was kosten die neuen Betreuungsstrukturen? Was ist mit den Eltern, die ihre Kinder nicht ab einem Jahr einschulen möchten und deren Kinder die angekündigten Sprachkurse nicht belegen werden? Und überhaupt, wie sollen die Kurse organisiert und ins Schulsystem integriert werden?

Fragen über Fragen, die nicht einmal angesprochen worden sind. Die CSV wird genau diese Fragen stellen und wie bisher für eine Familienpolitik stehen, die dort unterstützt, wo Hilfe notwendig ist und die freie Wahl der Betroffenen respektiert. Übrigens wären wir froh zu wissen, was genau das skandinavische Modell ist, das umgesetzt werden soll.

“Eng modern Familljepolitik”

Interventioun vum CSV-Parteipresident Marc Spautz am Kader vun der Regierungserklärung vum Xavier Bëttel. “Eng modern Familljepolitik ass et, e Kader ze schafen, wou d’Familljen de Choix hunn, d’Fräiheet, esou ze liewen, wéi si mengen, datt et fir si an hir Kanner am Beschte wär.”

Source: chd.lu