Drei Fragen an… Marc Spautz, Parteipräsident und Abgeordneter

Die Partei startet eine Mitgliederkampagne. Warum ausgerechnet jetzt?

Wir sind dabei uns selbst in Frage zu stellen und intensiv darüber nachzudenken, wie die Partei sich für die Zukunft aufstellen soll. Der Prozess soll beim Nationalkongress im kommenden März zentrales Thema sein. Dort sollen erste Schlussfolgerungen gezogen werden. Bei der Analyse und den anstehenden Reformen bauen wir auf unsere Mitglieder.

Und in diesem Zusammenhang wären wir natürlich froh, auch neue Mitglieder einbinden zu können. Deshalb die Mitgliederkampagne. Wobei es natürlich auch darum geht, wichtige politische Termine vorzubereiten, für die wir uns verstärken wollen. Ich denke da vor allem an die Gemeindewahlen 2017.

Sie werben mit Mitgliedern von der Basis, nicht mit den Granden der Partei.

Ja. Auch das kommt nicht von ungefähr. Sechs Mitglieder. Drei Frauen und drei Männer, stehen mit ihrem Engagement stellvertretend für die ganze Partei. Sie stehen damit als Botschafter für eine Volkspartei, die breit aufgestellt und breit in der luxemburgischen Gesellschaft verankert ist. Die Stärke der Partei sind die Mitglieder. Sie sind es auch, die konkret für unsere Politik werben.

Wie sieht die Kampagne konkret aus?

Intern werden wir unsere mehr als 10000 Mitglieder anschreiben und dazu aufrufen, Überzeugungsarbeit an der Basis zu leisten.

Mit Flyern und in Videos berichten wir auf klassischem Weg sowie in den sozialen Medien über das Engagement unserer sechs Botschafter. Es geht darum, neue potentielle Mitglieder anzuwerben. In diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich betonen, dass es sich lohnt in der CSV mitzumachen, seine Meinung zu äußern und so Politik zu gestalten. CSV…MAT MIR. Der Slogan steht für eine Partei, die auf ihre Mitglieder baut. Sie ernst nimmt, ihnen vertraut.

Weichenstellung

Die CSV beschäftigt sich mit sich selbst. Und sie tut das in großem Umfang. Gemeint ist eine groß angelegte Aktion des Hinterfragens und des Erneuerns. Der Startschuss für dieses Unterfangen fiel beim Kongress am 8. Februar 2014. In einer Resolution „Für eine moderne und lebendige Volkspartei“ wurde der Rahmen dessen abgesteckt, was wir jetzt tun.

Es wurde unter anderem beschlossen, die innerparteiliche Kommunikation und die Meinungsbildungsprozesse zu verbessern, die Mitglieder mehr als bisher einzubinden, verstärkt auf die politische Weiterbildung der Parteimitglieder zu setzen, unsere inhaltlichen Schwerpunkte, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen anlehnend, neu zu gewichten und den Dialog mit den Bürgern zu fördern. Schließlich sollen auch strukturelle Aspekte der Partei und ihrer Gremien überdacht werden.

Das alles ist ein Auftrag, der es in sich hat. Doch es ist ein wichtiger Schritt, den Parteispitze und -basis gemeinsam gehen wollen und müssen. Als Grundlage sollen ein Synthesebericht, den Marc Thewes und Marc Glesener verfassen, sowie eine von unabhängigen Meinungsforschern erstellte Studie über das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung der Partei dienen. Aufgrund dieser Elemente wollen wir Weichen stellen.

Der Prozess der Erneuerung und/oder der Positionierung der CSV kann nicht Sache einer Sitzung sein, oder auf der Grundlage eines Textes im Schnelldurchgang erfolgen. Wir lassen uns die Zeit, die wir brauchen, weil wir Resultate wollen. Über diese wollen wir Anfang 2015 bei unserem Nationalkongress diskutieren und entscheiden. Und bis dahin beschäftigen wir uns, wie gesagt, mit uns selbst. Im besten Sinne des Wortes.

Marc Spautz
CSV-Präsident

Bumerang-Effekt

Der Standort Luxemburg, seine wirtschaftliche, finanzielle und soziale Ausrichtung sollte und muss im Grunde das Hauptanliegen derer sein, die Politik verantwortlich gestalten. Die Herausforderung sozialer Gerechtigkeit spielt in diesem Kontext eine überaus wichtige Rolle. Aber um diesen Ausgleich überhaupt erst erreichen zu können, muss natürlich ein Umfeld geschaffen werden, das wirtschaftliches Wachstum erlaubt, das es zulässt. Das alles in einer Art Gesamtkonzept für mehr Wachstum, mehr Jobs und mehr Ausgleich.

Das Gesamtkonzept, die Consulting-Menschen würden von einer  Strategie sprechen, haben diejenigen, die Luxemburg politisch modernisieren wollen, nicht. Jedenfalls kein klar erkennbares. Dass dem so ist, zeigen die angekündigten Steuerpläne. Kurzfristig ist es sicher so, dass höhere Steuern und neue Abgaben mehr Geld in die Staatskassen fließen lassen. Aber aufgepasst,  der Bumerang-Effekt  wird mittel- und längerfristig erheblichen Schaden anrichten. Etwa im Kontext der angekündigten TVA-Erhöhung auf so genannten Zweitwohnungen. Wird diese Steuer tatsächlich von drei auf 17 Prozent angehoben, heizt das Mietpreise an, senkt die Investitionsbereitschaft in Immobilien, schafft weniger statt mehr Beschäftigung, fördert die Schwarzarbeit  und ist damit sozial wie wirtschaftlich unverträglich, ja schädlich.

Standortpolitische Akzentsetzungen mit Zukunftspotential sehen definitiv anders aus.  Wo solche Akzente gesetzt werden sollen, müsste eigentlich die Regierung sagen. An ihr ist es, die Strategie für Luxemburg zu definieren. Sie muss dieses zusammenhängende Gesamtkunstwerk erstellen, das danach auch als Ensemble greifen kann. Um dies zu tun, um den Masterplan zu erstellen, wäre es  ratsam,  eine Art Register der ökonomischen Kompetenznischen zu erstellen, die die Stärken des Standorts auflisten. Nur so können wir einzelne Sparten, Aktivitätsfelder und Zweige intelligent verknüpfen und (noch) besser aufstellen. Letzteres zum Beispiel durch eine effiziente Förderung seitens der öffentlichen Hand. Durch neue Anreize in der Aus- und Weiterbildung. Durch die Nutzung des gemeinsamen Potentials der Großregion, die, so sieht es aus, in den Planspielen der Regierenden keine Rolle spielt.

Echte und gute Standortpolitik sollte möglichst frei sein von Bumerang-Effekten. Diese zu erkennen und ihnen vorzubeugen, ist Aufgabe derer, die das Land politisch managen.  Sie müssen ihre Reformagendas, wenn sie denn solche haben, auf Herz und Nieren prüfen; auf die möglichen finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Diese Auswirkungen sind es im Endeffekt, die auch zu sozialen Schieflagen führen. Die TVA-Bombe im Bausektor könnte sich zu einer solchen entwickeln.

Wer verantwortliche Standortpolitik betreibt, legt damit auch  den Grundstein für eine gute Sozialpolitik und den richtigen Ausgleich. Unverantwortliche Standortpolitik ist damit auch sozial riskant und gefährlich. Also aufpassen, wenn man mit dem Bumerang spielt und die Steuern erhöht!

Marc Spautz
Abgeordneter und Präsident der CSV

Eidel Tiräng?

Der Lack ist ab bei der Regierung. Von den hohen Ansprüchen mit denen Rot, Blau und Grün angetreten waren, ist nicht mehr viel übrig.

Eigene Akzente zu setzen, ist der Regierung in den vergangenen Monaten kaum gelungen. Oft ist es der Abschluss von Vorarbeiten gewesen, die unter der vorherigen Regierung geleistet wurden. Daher hat die CSV im Parlament auch nicht von ungefähr den meisten Projekten, die noch ihre Handschrift trugen, die Zustimmung erteilt. Von 74 Gesetzprojekten, die in den vergangenen Monaten zur Abstimmung kamen, waren 47 von der Vorgängerregierung eingebracht worden.

Das Gerede von leeren Schubläden, die Rot, Blau und Grün scheinbar bei ihrem Antritt vorfanden, kann daher nur Kopfschütteln ernten. Wenn die Dreierkoalition in diesem und jenem Politikbereich eine andere politische Richtung einschlagen will, soll sie dies offen und ehrlich sagen, anstatt zu behaupten, dass keine Projekte vorhanden waren.

Die Mär von den leeren Schubläden dient aber wohl auch als Ablenkung davon, dass in puncto Finanzpolitik, die Regierung das Gegenteil von dem macht, was sie versprochen hat und was in den Wahlprogrammen der Gambia-Parteien stand.

Angekündigt war, bei der Haushaltskonsolidierung auf der Ausgabenseite anzusetzen, sprich zuerst resolut den Sparstift anzusetzen, ehe in die Taschen der Bürger gegriffen wird. Die Realität ist eine andere: Nach der bereits feststehenden Mehrwertsteuererhöhung, der Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes im Bau und bei alkoholischen Getränken folgte nun das Eingeständnis einer weiteren Abgabe in Höhe von 0,5 Prozent im Betreuungsbereich.

Die Regierung spricht viel von Sparen, doch was an die Öffentlichkeit kommt, ist eine wachsende Steuern- und Abgabenlast.

Gestern begann der Kollektivurlaub im Bau und somit wird es ruhiger in Luxemburg bis zur Eröffnung der „Schueberfouer“. Für die einen ist es ein wohlverdienter Urlaub, andere müssen sich auf neue Herausforderungen vorbereiten.

Wichtig bei der Rentrée ist, dass, politisch gesehen, dann die Gesamtvorstellung der Regierung betreffend die Haushaltspolitik vorliegt und alle Bürgerinnen und Bürger wissen, was auf sie zukommt. Wir sind sehr gespannt auf das erste Budget der neuen Generation.

„Bis dohinner, schéi Vakanz!“

Marc Spautz
Abgeordneter und Parteipräsident

Teamplayer

Die CSV ist auf Kurs. Nach den Europawahlen, die klar und deutlich mit 37,65 Prozent der Wählerstimmen
gewonnen wurden, konzentriert sich die CSV seit einigen Wochen auf neue Prioritäten und Herausforderungen.

Die erste Priorität, die verstärkt im Mittelpunkt der Parteiarbeit steht, ist die Gestaltung einer aktiven und konstruktiven Oppositionspolitik. Als größte Partei des Landes trägt die CSV auch in der Opposition eine besondere Verantwortung.

Die CSV leistet eine faire und sachbezogene Oppositionsarbeit. Sie kritisiert nicht blindlings, aber sie macht deutlich, wo die Regierung falsche Akzente setzt, wo sie eine verkürzte Sichtweise auf schwierige politische Sachverhalte hat und wo sie den Erwartungen nicht gerecht wird.

Tragfähige Alternativen zur Politik der Dreierkoalition zur Diskussion zu stellen, das ist es, was für die CSV zählt. Daher ist es auch zu bedauern, dass die Mehrheitsparteien von vorneherein den Dialog verweigern wie z.B. im Fall der CSV- Änderungsvorschläge bei den neuen Bestimmungen der Studentenbeihilfen, die ohne ernsthafte Diskussion verworfen wurden. Eine verpasste Chance für die Regierung und besonders für die Studenten und ihre Familien!

Eine zweite wichtige Herausforderung besteht darin, das inhaltliche Profil der CSV zu stärken. In Arbeitsgruppen entwickelt die CSV ihre Vorschläge für die künftige Weiterentwicklung des Landes. Nach Abschluss der Vorarbeiten wird dieser Denkprozess im Herbst auf die Parteigremien ausgeweitet. Die CSV zählt auf die Kompetenz und den reichhaltigen Erfahrungsschatz ihrer Mitglieder.

Auch der Reflexionsprozess zur stärkeren Einbindung der Mitglieder in das Parteileben und die Parteiarbeit wurde in Angriff genommen. Hier laufen ebenfalls die Vorbereitungen, damit die Parteigremien im Herbst auf konkreten Pisten arbeiten können.

Nach der erfolgreichen Europawahl ist es jetzt der richtige Zeitpunkt, konzentriert in die Partei hineinzuhören und über die politische Ausrichtung und das Selbstverständnis der CSV zu diskutieren.

Es sind eine Reihe von Zielen, die wir anstreben. Eines haben sie dabei alle gemeinsam. Wir können jedes einzelne unserer Ziele nur als Teamplayer erreichen.

Einem großartigen Teamplayer möchte ich an dieser Stelle den tiefen Dank unserer Partei ausdrücken: Luc Frieden, der am Donnerstag seinen Entschluss mitgeteilt hat, aus der aktiven Politik auszuscheiden. Im Namen aller CSV-Mitglieder danke ich Luc Frieden für seine unermüdliche Arbeit und seine großen Verdienste für unser Land, ebenso wie für den steten Einsatz in der CSV.

Wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg.

Merci Luc, gudde Frënd!

Marc Spautz
Abgeordneter und Parteipräsident

„Déi richteg Décisioun“

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben am Freitag, dem 27. Juni, die Entscheidung getroffen, dem Europaparlament Jean-Claude Juncker für das Amt des künftigen Kommissionspräsidenten vorzuschlagen.

Damit hat sich der gesunde Menschenverstand durchgesetzt. Es ist die richtige Entscheidung für Europa. Sie spiegelt den Wählerauftrag wider, den die europäischen Wähler bei den Europawahlen vom 25. Mai erteilt haben und entspricht somit auch dem Lissabon-Vertrag. Die Entscheidung des Europäischen Rats ist zweifellos ein neuer demokratischer Moment in und für Europa. Sie respektiert, was vor der Europawahl in Sachen Spitzenkandidaten abgemacht worden war.

Nun, da die Entscheidung getroffen wurde, ist auch zu hoffen, dass es endlich vorbei ist mit den unbeschreiblichen medialen Tiefschlägen, denen sich Jean-Claude Juncker und seine Familie ausgesetzt
sahen. Es ist eigentlich nicht vorstellbar, welche Belastung dies bedeutet.

Umso mehr stehen alle Mitglieder der CSV geschlossen in Freundschaft und Solidarität zu Jean-Claude Juncker und seiner Familie. Wir schließen uns den zahlreichen Sympathiebekundungen an, die aus dem In- und Ausland an Jean-Claude Juncker gerichtet werden.

Nach der Entscheidung der Staats- und Regierungschefs, Jean-Claude Juncker das Mandat für den Posten des künftigen Kommissionspräsidenten zu übertragen, gilt es für Jean-Claude Juncker, am 16. Juli die Mehrheit im Europaparlament auf sich zu vereinen. Im Anschluss wird es für ihn gelten, sein Mandat zu nutzen, um eine ausgewogene Kommission mit 28 Mitgliedern zu bilden und ein Arbeitsprogramm zu erstellen.

Mit Jean-Claude Juncker hat der Europäische Rat dem Europaparlament die richtige Persönlichkeit für das Amt des Kommissionspräsidenten vorgeschlagen. Jean-Claude Juncker hat die Erfahrung, die Überzeugungskraft und die Begeisterung für Europa, die es auf diesem Posten braucht. Gleichzeitig
hat Jean-Claude Juncker als luxemburgischer Staatsmann das notwendige Gespür für die unterschiedlichen nationalen Befindlichkeiten der EU-Mitgliedsstaaten.

Wir sind überzeugt, dass Jean-Claude Juncker ein herausragender Kommissionspräsident sein wird; ein Kommissionspräsident, der sich für ein soziales und bürgernahes Europa einsetzen und der die zentralen Herausforderungen wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und besonders der Jugendarbeitslosigkeit entschlossen angehen wird.

Jean-Claude Juncker wird dabei auf die CSV zählen können.

Marc Spautz
Abgeordneter und Parteipräsident

Familienpolitik von A bis Z

Viele junge Menschen sind verunsichert, wenn sie zwischen ihren beruflichen Perspektiven und der Gründung einer Familie abwägen müssen.

Daher ist es äußerst wichtig, eine Politik zu gestalten, die größere Freiräume für Familien schafft. Daher ist es unerlässlich über die Bedürfnisse der Kinder und Eltern und über die Zukunft von „Familie“ in unserer Gesellschaft eine breite Diskussion zu führen.

Die meisten Frauen und Männer wollen Familie leben, ihr einen hohen Stellenwert und die notwendige Zeit einräumen. Sie wollen Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, der Gestaltung ihres Familienlebens und der Kindererziehung den Vorrang einzuräumen, ohne dass sie dadurch ihre berufliche Zukunft verbauen.

Unter diesem Gesichtspunkt kann sich Familienpolitik nicht auf die Frage beschränken, wie hoch das Kindergeld und sonstige familienpolitische Leistungen sind oder inwiefern es „technisch“ möglich ist, das Familienleben mit den Berufsanforderungen zu vereinbaren.

Moderne Gesellschafts- und Familienpolitik

Eltern haben ebenfalls das Recht auf Wahlfreiheit, d.h. ihre Kinder in eine Betreuungsstruktur zu geben oder dass einer der beiden Partner sich der Kinderbetreuung widmet.

Und nicht zuletzt sollte sich auch wieder verstärkt, um den Ausbau der betrieblichen Kinderbetreuung bemüht werden. Dieses Modell erlaubt es, den Eltern zu arbeiten und gleichzeitig in der Nähe ihrer Kinder zu sein.

Das Ziel darf nicht darin bestehen, das Familienleben arbeitsplatzgerecht zu machen, sondern, umgekehrt, die Arbeit familiengerecht zu organisieren. Arbeit und Beruf familiengerecht zu gestalten, bedeutet Freiräume zu schaffen, die das Familienleben braucht.

Der Kern einer wahrhaft modernen Gesellschafts- und Familienpolitik besteht darin, den Eltern die notwendige Zeit für ihre Kinder und die Ausübung der damit verbundenen Verantwortung zu geben. Eine moderne Gesellschafts- und Familienpolitik bemüht sich darum, die Erwartungen der Menschen, die Verantwortung für Kinder und Familie übernehmen, mit den Anforderungen der Arbeitswelt in Übereinstimmung zu bringen.

Erschwerend ist aber in diesem Zusammenhang, dass auch heute noch die Strukturen der Arbeitswelt in einem starken Maß auf Arbeitskräfte ausgerichtet sind, die keine familiären Verpflichtungen wahrnehmen müssen.

Neue Arbeitszeitkultur

Gefordert sind in diesem Zusammenhang die Sozialpartner und die Politik, die zusammen eine Charta über familiengerechte Arbeitszeiten ausarbeiten müssten, so wie dies in einer Reihe von EU-Staaten bereits der Fall ist. Es bedeutet konkret, die Arbeitszeit mit dem Rhythmus des Familienlebens zu harmonisieren und eine neue Arbeitszeitkultur zu entwerfen. Es gilt, das Instrument des Plan d’organisation du travail (POT) zu nutzen, welches das Gesetz längst vorsieht, wo sich aber die Sozialpartner bisher nicht auf eine Richtung einigen konnten. Eine andere Möglichkeit stellen Arbeitszeitkonten dar.

Des Weiteren müssten

  • familienfreundliche Schichtmodelle geschaffen werden;
  • der Wiedereinstieg nach einer Familienpause erleichtert werden
  • die Lebensarbeitszeit so organisiert werden, dass sie besser mit den unterschiedlichen Bedürfnissen in den verschiedenen Lebens- und Familienphasen übereinstimmt.

Manche Betriebe haben verstanden, dass es Personal gibt, denen es nicht ausschließlich um die Entlohnung geht, sondern auch um Freiraum zur Gestaltung des Familienlebens. Was wir brauchen, ist ein neues und gestärktes Familienbewusstsein in der Gesellschaft und in den Betrieben.

Doch gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass das beste Arbeitszeitmodell zum Scheitern verurteilt ist, wenn die berufliche Karriere gebremst wird und Frau/Mann sich auf einem Abstellgleis wiederfinden. Deshalb muss bei den Überlegungen zu einer familienfreundlicheren Arbeitszeitorganisation ebenfalls intensiv über individuelle Aufstiegschancen diskutiert werden.

Wahlfreiheit

Es wird schließlich wichtig sein, die Wahlfreiheit der Familien zu gewährleisten. In diesem Sinn wurde in den 80er Jahren die Erziehungszulage geschaffen. Bei der Einführung des Elternurlaubs 1999 wurde bereits über die Abschaffung der Erziehungszulage diskutiert. Auch in den Reihen der Gambia-Koalition gibt es jetzt wieder Politiker, die sie abschaffen wollen. Die Erziehungszulage muss deshalb auf ein Neues verteidigt werden. Es ist nicht an der Politik und dem Staat darüber zu entscheiden, wie eine Familie ihr Leben gestalten will.

Familienpolitik muss es den Menschen erlauben, so zu leben, wie sie leben wollen. Es genügt daher auch nicht, so wie es die aktuelle Regierung macht, Änderungen bei den Familienzulagen anzukündigen und eine Gratis-Kinderbetreuung in den Raum zu stellen, ohne aber konkret zu sagen, wie die Änderungen aussehen, bzw. wie die Kinderbetreuung finanziert werden soll.

Besonders aber muss berücksichtigt werden, dass Familienpolitik auch über die Wohnungsbau- und die Steuerpolitik gestaltet wird.

Familienpolitisches Gesamtkonzept

Jede Neugestaltung bei den Familienzulagen muss sich somit in ein politisches Gesamtkonzept einfügen.

In einem neuen System, das nicht von oben herab dekretiert, sondern nur im Dialog erstellt werden kann, könnte beispielsweise das Kindergeld für das erste Kind erhöht, der gleiche Betrag für das zweite vorgesehen sein und eine Steigerung beim dritten Kind erfolgen.

Die „Prime de Rentrée scolaire“ könnte in Sachleistungen für Schulmaterial umgewandelt werden. Die Ausstattung mit Schreibmaterial, Farben und Heften in der Grundschule könnte von der öffentlichen Hand übernommen werden, während in den Sekundarschulen die Schulbücher bis zu einer bestimmten Höhe übernommen würden.

Es wäre ebenfalls sinnvoll, mit Blick auf die Finanzierung der familienpolitischen Aufgaben, ein Modell anzudenken, das ähnlich wäre wie die Pflegeversicherung und das darin bestehen würde, eine prozentual geringfügige Abgabe (unter einem Prozent) auf allen Einkommensarten zu erheben. Das macht umso mehr Sinn als die Kinder von heute die Beitragszahler von morgen sind und mit ihren Sozialbeiträgen zur Altersversorgung beitragen.

In Punkto Arbeitszeitorganisation ist es wiederrum der Vorschlag, einen Familientisch zusammenzurufen, wo Sozialpartner, Jugend- und Familienverbände sowie der Staat gemeinsam tragfähige Modelle ausarbeiten.

Familien brauchen Freiraum. Es ist die Aufgabe der Politik, diese Freiräume zu schaffen. Nicht durch Stückwerk in den einzelnen Ressorts, sondern durch einen entschlossenen ressortübergreifenden Ansatz, der von A wie Arbeitszeitgestaltung bis W wie Wohnungsbaupolitik reicht und alle Initiativen weitsichtig verzahnt.

Marc Spautz
Abgeordneter und Parteipräsident

Marc Spautz sprach auf der Generalversammlung der Action familiale et populaire (AFP) am 16. Juni 2014 zur Familienpolitik. Auf www.marc-spautz.lu findet sich der vollständige Text seiner Grundsatzrede zur Familienpolitik.

Klar und eindeutig

Unser Dank richtet sich an die Wählerinnen und Wähler. Die CSV hat die Europawahlen klar und eindeutig gewonnen. Mit 37,65 Prozent hat die CSV ihr bestes Ergebnis erzielt seit 1979 die ersten Wahlen zum Europaparlament stattfanden.

Der eindrucksvolle Vertrauensbeweis ist ein weiterer Motivationsschub für einen noch größeren Einsatz der CSV im Dienst der gemeinsamen Sache. Vor allem auch die CSV-Europaparlamentarier werden sich, gestärkt durch das hervorragende Wahlresultat, mit aller Kraft dafür einsetzen, die Anliegen unseres Landes im Europaparlament offensiv zu vertreten.

Einen klaren und eindeutigen Wählerauftrag hat auch Jean-Claude Juncker erhalten, der Spitzenkandidat der EVP für den Posten des künftigen EU-Kommissionspräsidenten. Die Europäische Volkspartei stellt die stärkste Fraktion im Europaparlament und, so wie vor den Europawahlen ausgemacht, ist der Spitzenkandidat der größten Fraktion als Kommissionspräsident vorgesehen.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs tun gut daran, sich an das zu halten, was vor den Wahlen abgemacht wurde und dem Willen der europäischen Wähler entspricht. Die Europäer haben überhaupt kein Verständnis für das Geplänkelzwischen dem Europäischen Rat und dem Europaparlament. Jede andere Entscheidung, als Jean-Claude Juncker für das Amt des Kommissionspräsidenten zu berücksichtigen, wäre eine Ohrfeige für alle europäischen Wählerinnen und Wähler. Es wäre ein gewaltiger Vertrauensverlust, den Europa sich nicht leisten kann.

Unverständlich und seinem hohen Amt als britischer Premier nicht gerecht werdend, ist das Auftreten von David Cameron. Er agiert mit regelrechten Erpressermethoden. Will er mit seinem Gehabe davon ablenken, dass seine Partei bei den Kommunalwahlen, die gleichzeitig mit den Europawahlen abgehalten wurden, eine herbe Schlappe erlitten hat? Will er rund ein Jahr vor den britischen Parlamentswahlen nun mit antieuropäischer Polemik punkten?

Europa als Sündenbock? Wenn ja, spielt er schlicht und einfach in einer politischen Liga mit, die eines britischen Premiers unwürdig ist. Ist es vielleicht ein Ablenkungsmanöver vor dem Hintergrund des schottischen Unabhängigkeitsreferendums?

Sowieso ist in Großbritannien ein Referendum über die EU vorgesehen. Umso unverständlicher das Benehmen von David Cameron.

Marc Spautz
Abgeordneter und CSV-Präsident

Marc Spautz schwätzt Kloertext

Op RTL huet den CSV-Parteipresident a kloere Wierder gesot, wat Saach ass:

“Also, ech mengen, datt d’Englänner ëmmer e bëssche Problemer haten mam Jean-Claude Juncker, dat ass kee neie Moment. Mä och den Här Cameron wousst, datt de Jean-Claude Juncker Spëtzekandidat war vun der EVP, an och den Här Cameron muss Wahlresultater kënne liesen. Net nëmmen op der britescher Insel, mä och a ganz Europa.

An do ass ganz kloer, datt de Wonsch beim Wieler besteet, fir de Jean-Claude Juncker als Kommissiounspresident ze kréien, an alles aneschters wei e Jean-Claude Juncker als Kommissiounspresident, wann et a mengen Aen de Moment och vill Spekulatioune ginn, ass fir Europa eng voll an d’Gesiicht, well de Wieler huet geschwat an den hätt gären de Jean-Claude Juncker. An dann ass et och, de Wielerwëllen esou ze respektéieren, wéi en ass.”

An dat ass, datt de Jean-Claude Juncker géif Kommissiounspresident gin.”

Audio Marc Spautz (Source: RTL.lu):